13 Hoppla - Befehle in Watte
Hoppla hier komm ich - wo stehen die Fettnäpfchen? (3)
Oft müssen wir uns hüten, Ausdrucksweisen, die in unserer Gesellschaft eine bestimmte Bedeutung haben, eins-zu-eins auf andere Kulturen zu übertragen. Dafür brauchen wir unseren Kontinent gar nicht erst verlassen. Es reicht, wenn wir nur über die Grenze zu unseren Nachbarn schauen. Bei den ersten Berührungen mit angelsächsischen Firmen hatte ich mich häufig über eine aus meiner Sicht bestehende Diskrepanz zwischen der locker erscheinenden Gebrauch der Vornamen, verbunden mit ausgesprochen höflich klingenden Formulierungen und der dennoch offensichtlich stark ausgeprägten Hierarchie gewundert. Es dauerte eine kurze Zeit bis ich verstanden hatte, dass der Gebrauch der Vornamen nicht gleich enge Freundschaft bedeutete und die für uns gelegentlich umständlich verklausuliert klingende Ausdrucksform sehr klar verstanden wird und einfach nur den üblichen Gepflogenheiten entspricht.
Eine übliche Formulierung, die ein britischer Chef im Umgang mit einem seiner Angestellten gerne und oft benutzt ist z.B. "I would like to suggest..." oder "May I suggest…". Für uns Deutsche klingt das freundlich, höflich und einigermaßen unverbindlich: "Darf ich vielleicht vorschlagen…" Völlig daneben! Es gehört sich eben, auch dienstliche Anweisungen, die durchaus den Charakter konkreter Orders haben - für unsere Ohren - "in Watte zu verpacken". Für den britischen Angestellten, der diesen Umgangston kennt und ihn im Tagesgeschäft auch erwarten darf, klingt das ungefähr so, als ob der deutsche Chef zu seinem Untergebenen sagt "Tun Sie das bitte so und so…".
Umgekehrt würde sich ein Brite u.U. brüskiert fühlen, wenn man ihm in Unkenntnis der üblichen Formalien mit der direkten Übersetzung unserer üblichen Formulierung konfrontieren und ihn bitten würde "Please do this or that…".
Wat lernt uns das?
Nicht zuletzt wegen dieser sprachlichen Feinheiten und Gepflogenheiten kann es im Geschäftsleben zu atmosphärischen Störungen kommen. Diese einfachen Sätze kommen so leicht und natürlich von den Lippen, dass der ausländische Gesprächspartner gar nicht auf die Idee kommt, dass sich dahinter eine ganz andere emotionale Wirkung verstecken könnte. Sehr schnell erscheinen wir daher als forsch und aggressiv, auch wenn wir dies gar nicht sein wollen. Auch dieses Phänomen ist keine Einbahnstraße sondern kann für beide Seiten gelten und es ist auch nicht auf die ein oder andere Sprache beschränkt. Derartige Missverständnisse und Fehlinterpretationen verstecken sich überall dort, wo zwei unterschiedliche Kulturen aufeinander treffen. Auch hier hilft nur eines: Augen und Ohren offen halten, Erfahrungen sammeln und - ein bisschen Zurückhaltung üben.