22 Hormony, das Konfliktmanagement-Nasenspray
Endlich! Am 9. Dezember 2008 bin ich durch einen Artikel in Die Welt auf eine bahnbrechende Erfindung der pharmazeutischen Industrie gestoßen, die jedem Projektmanager, dem naturgemäß das Thema “Konfliktmanagement” kein Fremdwort ist, die Arbeit erheblich erleichtern wird, ja vielleicht das gesamte Personalmanagement weltweit revolutionieren wird.
Hier der Artikel:
Aus zuverlässigen Quellen wurde auch bereits der Vertriebsname bekannt: Hormony, das Konfliktmanagement-Nasenspray. Namhafte Projektsteuerer, unter Ihnen die bekannte Firma Winter & Driss, bemühen sich dem Verlauten nach bereits um die Exklusivrechte zur Anwendung im Baubereich.
Auf langwierige Testreihen, die eine zügige Markteinführung noch vor Weihnachten verhindert hätten, konnte man aufgrund eines einzigen, wahrlich grausamen Killertests verzichten: Nach dem einmaligen Sprühstoß in die hoch erhobene Nase eines bekannten und nicht gerade als konfliktscheu bekannten Literaturkritikers fand dieser die Autorin eines bis dahin sehr umstrittenen und von ihm kritisierten Werkes aus dem Fachbereich “Untenrum-vorne-und-hinten” eine “süße Ulknudel”, die er als Bereicherung für die internationale Literaturszene betrachte, und die er gerne als Co-Autorin für sein geplantes Werk “Wie gehe ich keinem Streit aus dem Weg” gewinnen wolle. Alle Achtung!
Stellen Sie sich das vor: Statt aufwendiger Schulungen in Sozialverhalten und Gruppendynamik, Verhaltenspsychologie und Managementeffizienz, langwieriger Lernprozesse (manche lernen es, nebenbei gesagt, ein Lebenlang nicht), anstrengender Selbsterfahrungsgruppen usw. erhält jeder Teamleiter, Besprechungsführer, überhaupt jeder, der mit irgendwie mit Führungsaufgaben zu tun hat oder mit Lieferanten, Handwerkern, Generalunternehmern, Auftraggebern oder Behörden (!) in Kontakt kommt, einem Pfefferspray nicht unähnlich, eine handliche Dose Hormony im Schulterhalfter (rechts zu tragen). Ich stelle mir das so vor:
Sie stehen am Eingang des Besprechungsraumes und begrüßen die eintretenden Besprechungskontrahenten mit festem Handschlag, gleichzeitig ein angetäuscht-überraschter Blick nach oben zur Ablenkung, der Blick des Neuankömmlings folgt unwillkürlich, ein schneller Griff mit der Linken in das Jackett (Schulterhalfter rechts!), ein kleiner Sprühstoß und schon überzieht sich die düsterkonflikterwartungsfrohe Miene zu einem wohlig freundlichen Grinsen, der verspannte Rücken lockert sich, der schraubstockfeste Griff der Rechten löst sich, eine warmherzige Umarmung, gefolgt von einem freundlichen Schulterklopfen und ein nettes “Na, dann wollen wir mal sehen, wie wir heute das Problemchen mit den 1,4 Millionen höheren Baukosten lösen” - fast wie Weihnachten, Projektbesprechung in Kuschelatmosphäre.
Bei größeren Versammlungen bietet sich übrigens auch eine Zerstäubung über die Klimaanlage an, wobei jedoch auf eine angemessene Dosierung zu achten ist, um das Entstehen orgienähnlicher Zustände unter den Konfliktparteien zu vermeiden.
Wat lernt uns das?
Nichts! (War nur so zum Spaß)
(Nachtrag:)
Oder vielleicht doch? Vielleicht sind wir in unserem Verhalten doch mehr biologisch gesteuert, als wir das je von uns vermuten würden!