26 Männlich-weibliche Kommunikation
ICE Frankfurt Flughafen 16.03.09, 16:20h
Älteres Ehepaar, er vorne weg mit Riesenkoffer, sie hinterher mit Riesenkoffer. Bleibt vor zwei freien, gegenüberliegenden Sitzen stehen.
Er: Hier bleiben wir!
Er verstaut Koffer Nr. 1 und 2
Er: Setz Du Dich da hin! Ich sitz hier!
Sie: In welche Richtung fährt der Zug?
Er: (zeigt in die falsche Richtung) Da!
Sie setzt sich und breitet die Zeitung aus
Zug fährt los
Er: Der fährt ja da lang!
Sie: Das habe ich mir gleich gedacht, aber ich wollte ja nichts sagen.
Nach zwei Minuten tauschen die beiden die Plätze
Sie: Ahhh. Jetzt fühle ich mich wohler.
Wat lernt uns das?
“Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren!” (Bertold Brecht)
Die falsche Meinung, im Brustton der Überzeugung geäußert, überzeugt - übrigens unabhängig von vielleicht langjährigen Verhaltensmustern! Wer wider besseres Wissen zurücksteckt, muss damit rechnen, anderen das Feld zu überlassen und vergibt die Chance auf eine konstruktive Diskussion oder sich sogar mit der richtigen Meinung durchzusetzen.
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Kommentare (männlich):
() Das Paar sollte Tango Argentino tanzen, dann klappt es mit der Kommunikation zwischen den beiden vermutlich besser.
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Kommentare (weiblich):
(ca. 40) ER hat’s sicher gut gemeint, und als ER gemerkt hat, dass ER falsch liegt, auch korrigiert. Schade, dass SIE nichts gesagt hat. Vielleicht wollte SIE einen Streit vermeiden.
() Gesucht und gefunden. Ein gut eingespieltes Team für Erzeugung unzufriedener Ergebnisse. Für mich hat es weniger mit „Mann“ „Frau“ zu tun, aber ein gutes Angebot, woran sich die beiden Geschlechter aufhängen können
(34) Da Er am Anfang so dominant aufgetreten ist, hätte er niemals zugegeben, sich geirrt zu haben. Der Satz, “der fährt ja da lang”, mit dem anschließenden Kommentar, “hab ich ja gewusst”, wäre für mich logischerweise von ihr gekommen.
() Also man gewinnt den Eindruck, dass das ältere Ehepaar eine sehr routinierte Konversation übt und folglich schon lange miteinander lebt. Sie gibt Verantwortung an ihn ab (er geht vorne weg, er wählt den Platz und weist ihr die richtige aber hier leider falsche Fahrtrichtung) und selbst wenn sie an seiner Entscheidung zweifelt, so überlässt sie ihm diese ohne die Konfrontation zu suchen. Er hingegen kennt und respektiert den Wunsch seiner Frau, nur in Fahrtrichtung fahren zu wollen und ordnet sich ihrer Platzwahl unter. Auch wenn er den Fehler mit der Fahrtrichtung macht, so respektiert er dennoch ihre Vorliebe. Vielleicht ist es ihm egal, in welche Richtung er selber seinen Sitzplatz wählt, vielleicht hat er sich aber auch ihrem Wunsch untergeordnet und verzichtet ihr zuliebe auf den Platz in Fahrtrichtung. Das kann man nicht genau sagen. Sie könnte seine Entscheidungen hier und da mal hinterfragen und ihn damit überraschen. Das würde ein wenig frischen Wind in die Routine bringen. Sie könnte zum Beispiel auch selber darauf achten, in welche Richtung der Zug fährt, aber vielleicht würde ihn das auch ein wenig traurig machen, weil ihm somit ein Stück seiner Rolle als Verantwortungsträger genommen wird.
() Für mich gibt es mehrere Betrachtungsmöglichkeiten.
1. Mann will seiner Frau was Gutes tun, weil er weiß (?), dass der Zug in die Richtung fährt die seiner Frau das Wohlfühlen erleichtert.
2. Mann bestimmt über seine Frau, weiß etwas und fordert die Bitte der Frau, bzw. das Beachten seines Wohlwollens heraus.
3. Frau weiß Bescheid, traut sich nicht gleich durchzusetzen nach der Platzvergabe durch ihren Mann.
4. “Grau ist der Hecht, die Frau hat Recht” (aus dem Badischen) und lässt dem Mann den Vorrang um sich danach mit Rechthaberei zu bestätigen.