10 Seminar-Porno
Wie man in einer halben Sekunde seinen Ruf ruiniert!
Es gibt Pannen, die kann man nicht erfinden.
Manche Workshopveranstalter sind brillant, andere unterhaltsam, einige wirklich schlecht, die meisten irgendwo dazwischen. Eines ist jedoch allen mehr oder weniger gemeinsam: Jeder ist immer wieder mit einer neuen Gruppe konfrontiert und muss sich Ruf und Anerkennung immer wieder neu und in kürzester Zeit erarbeiten. Wie man es jedoch schafft, sich den Ruf innerhalb einer halben Sekunde zu ruinieren, zeigt das folgende Ereignis, das - ich schwör’s - absolut wahr ist.
Die Leiterin eines firmeninternen Seminars zum Thema "Präsentationstechniken" ist eloquent, macht einen selbstsicheren Eindruck und weiss offensichtlich, wovon sie spricht. Ihr äußeres Erscheinungsbild ganz Geschäftsfrau: Konservative Frisur, ausgewählte Accessoires, strenges Kostüm, Aktenköfferchen, beste Manieren etc. Offenbar ist sie gewohnt, sich in einer Männergesellschaft zu bewegen und zu behaupten. Wir, ihre Zuhörer, eine reine Männergruppe, haben den Beginn ihres Seminars durchaus mit Interesse verfolgt, bis…
… bis wir auf den Beginn einer kurze Videodemonstration warten, die uns die Seminarleiterin vorspielen wird. Zunächst das übliche Hantieren mit der Technik des Videorekorders, dann der Film - offenbar ist das Band nicht ganz am Anfang. Also: Stop-Taste, Spulen, falsche Richtung, Rückspulen, nochmals Start-Taste, kurzes Bildrauschen und dann…
Ja, dann geschieht es: Für eine halbe Sekunde, aber deswegen nicht weniger eindrucksvoll - eine sehr explizit zu nennende Szene aus einem Porno. Kurze Schrecksekunde, brüllendes Gelächter, ein einzelner hochroter Kopf, irgend ein Gestammel, das keiner mehr hört. Diese halbe Sekunde holt uns während des Tages immer wieder ein. Dabei sind wir Zuhörer uns in der Bewertung des Ereignisses recht einig: Moralische Beurteilung spielt dabei keine Rolle. Übel genommen hat es auch niemand. Es war eher das Gefühl mangelnder Professionalität und dass es Dinge gibt, die einfach nicht passieren dürfen. Die Situation wurde natürlich durch die besondere Konstellation weibliche Seminarleitung des geschilderten Typs und rein männliche Zuhörergruppe pointiert und natürlich auch, das ausgerechnet in einem Seminar für Präsentationstechnik.
Wie viel von den Seminarinhalten hängen geblieben ist, ist nicht nachzuvollziehen. Untrennbar mit dem Namen und diesem Seminar verbunden und hängen geblieben ist jedoch dieses dumme Ereignis. Schade eigentlich. Dabei war die Dame wirklich nicht schlecht!
Wat lernt uns das?
Heute nur ein Tip: Man kann nicht genug auf sorgfältige Vorbereitung seines Vortrags achten!
Die möglichen Ausreden á la "Ich wollte nur mal sehen, ob Sie aufmerksam sind" oder "Ich wollte Ihnen nur mal zeigen, wie man es nicht macht" etc. werden Ihnen im Zweifelsfall ohnedies erst hinterher einfallen. Bekanntermaßen blockiert Stress das klare Denkvermögen und die Schlagfertigkeit. Und glauben wird’s auch keiner.